Operette in drei Akten
Libretto von Moritz West und Ludwig Held
Musik von Carl Zeller
„Man schenkt die Rosen nicht allein
Man gibt sich selber auch mit drein!“
Adam
In einem pfälzischen Dorf am Rhein herrscht große Aufregung: Der Kurfürst hat sich zur Jagd angesagt. Er möchte ein Wildschwein erlegen und eine Jungfrau empfangen. Mit beidem kann die frivole Gemeinde nicht dienen. Der Jägermeister des Kurfürsten ist bereit, gegen ein hohes Bestechungsgeld dem Kurfürsten ein zahmes Hausschwein und eine Witwe vorzuführen. Da wird die Jagd abgesagt. Der Jägermeister, der das Geld nicht zurückgeben möchte, stellt seinen Neffen als Kurfürsten vor. Währenddessen trifft die Kurfürstin ein, um – als Bauernmädchen verkleidet – ihren Gatten „in flagranti“ zu erwischen. Gleichzeitig kommt der Tiroler Vogelhändler Adam an, um seine Braut Christel zu besuchen. Diese wiederum möchte beim Kurfürsten eine Stellung für Adam erbitten. Ein fröhliches Spiel der Verwechslungen, Eifersüchteleien und Liebe beginnt …
Viel Komik entsteht, wenn die höfisch-aristokratische Welt der Kurpfalz auf das Milieu eines Bauerndorfes trifft und jeder die anderen hinters Licht führen oder deren wahre Neigungen und Absichten ergründen möchte. 1891 in Wien uraufgeführt, erfreut sich Carl Zellers (1842-1898) Operette Der Vogelhändler dank ihrer turbulenten Handlung, wirkungsvoller Chorensembles und volksliedhaft-einschmeichelnder Melodien wie „Grüß euch Gott, alle miteinander“, „Ich bin die Christel von der Post“ oder „Schenkt man sich Rosen in Tirol“ bis heute großer Beliebtheit. Mit Bernhard Stengele – 2012-2017 Schauspieldirektor bei Theater&Philharmonie Thüringen – konnte ein Regisseur gewonnen werden, der mit seiner Affinität für Komik und Milieustudien die Volksoperette schwungvoll auf die Bühne bringen wird.
Thomas Wicklein hat Orchester und Bühnengeschehen fest im Griff und die richtige Balance gefunden zwischen Spieloper a la Lortzing und klassischer Operette.„Der Vogelhändler“ ist eine der musikreichsten Operetten und eine der musikalisch schönsten. Da kommt Hit auf Hit.... Wicklein holt die ganze Operettensinnlichkeit aus der Partitur.
Manfred HainichBernhard Stengele stellt den „Vogelhändler“ auf den Kopf, und es gibt keinen Skandal. Im Gegenteil, bereitwillig folgen die Altenburger seiner zu politischer Korrektheit entstaubten Fassung des Evergreens. Die operettenhafte Geschichte um den Vogelhändler aus Tirol und die Christel von der Post spiegelt ein Frauenbild, das nicht in die Gegenwart passt. Da setzt Stengele an und findet offene Ohren bei den Künstlerinnen und Künstlern, die seine Interpretation mit Schwung und Begeisterung auf die Bühne bringen. Das macht diese Inszenierung leicht und heiter; unvergessliche Melodien, Witz und Verwicklungen, wunderbare Solisten, ein begeisternder Chor und Thomas Wicklein als leidenschaftlicher Maitre de Plaisir im Graben lassen kaum Wünsche offen.
Angelika BohnFotos: Ronny Ristok