Peter Gülke

Nicht erst seit Peter Gülke 2014 den Ernst von Siemens Musikpreis für ein Leben im Dienste der Musik erhielt, ist er unbestritten einer der bedeutendsten Dirigenten und Musikwissenschaftler dieses Landes.

Peter Gülke wurde 1934 in Weimar geboren, studierte Violoncello, Musikwissenschaft, Germanistik, Romanistik und Philosophie an der Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar und an den Universitäten Jena und Leipzig. Er promovierte 1958 in Leipzig und habilitierte 1985 in Berlin an der Technischen Universität. Seit 1959 war er als Dirigent an verschiedenen Theatern tätig, als Chefdirigent u. a. in Stendal, Potsdam und Stralsund, seit 1976 als Kapellmeister an der Staatsoper Dresden mit gleichzeitiger Lehrtätigkeit in der Dirigentenklasse der dortigen Musikhochschule. 1981 wurde er Generalmusikdirektor in Weimar. Im Jahre 1983 verließ er die damalige DDR, war von 1986 bis 1996 Generalmusikdirektor der Stadt Wuppertal und leitete danach bis 2000 die Dirigentenklasse an der Staatlichen Hochschule für Musik Freiburg. Seit 1992 arbeitet er im Dirigentenforum des Deutschen Musikrates, von 1996 bis 2007 als Vorsitzender des Hauptausschusses, und leitete zahlreiche Dirigentenkurse in Deutschland, Österreich, Finnland, Frankreich, England und in den USA.

Als Gast leitete er Opernaufführungen u. a. in Berlin, Hamburg, Wien, Paris, Düsseldorf, Köln, München, Rom, Turin, Kassel (Ring), Graz (Ring) sowie Frankfurt und dirigierte Konzerte in fast allen europäischen Ländern, in Japan und in den USA u. a. mit dem Deutschen Symphonieorchester Berlin, der Sächsischen Staatskapelle Dresden, dem Philharmonischen Staatsorchester Hamburg, mit fast allen deutschen Rundfunk-Symphonieorchestern, dem Residenzorchester Den Haag, dem Orchester der Tonhalle Zürich, dem NHK-Orchester Tokyo, dem Detroit Symphony Orchestra, den Wiener Symphonikern und dem ensemble recherche Freiburg. Einspielungen auf Schallplatte bzw. CD umfassen die Sinfonischen Fragmente von Schubert, die er auch wissenschaftlich und editorisch erschloss, Werke von Schönberg, Berg und Webern (mit dem Kammerorchester der Jungen Deutschen Philharmonie), darüber hinaus Werke von Beethoven, Britten, Baird, Benda, Carl Eberwein, Glasunow, Haydn, Kirchner, Leyendecker, Ravel, Schumann, Tscherepnin, Schreker, Zemlinsky und Komponisten aus dem Weimarer Umkreis Goethes. Er dirigierte etliche Uraufführungen und hat einige vergessene Werke neu in die Öffentlichkeit gebracht, so Zemlinskys Sinfonische Dichtung Die Seejungfrau.

Musikwissenschaftlich arbeitete Gülke über Musik des Mittelalters und der Renaissance, über Bach, die Ästhetik der französischen Aufklärung, Mozart, Beethoven, Schubert, Brahms, Bruckner, Debussy, Janácek, Schönberg, Berg, Lutoslawski, Petterson u. a. Die letzten Veröffentlichungen umfassen u. a.: Die Sprache der Musik. Essays zur Musik von Bach bis Holliger (2001), Guillaume Du Fay. Die Musik des 15. Jahrhunderts (2003), Auftakte-Nachspiele. Studien zur musikalischen Interpretation (2006), Robert Schumann. Glück und Elend der Romantik (2010), Von Bach bis Beethoven. Streifzüge durch große Musik (2014) sowie Musik und Abschied (2015). Sein Schubert-Buch erschien bereits in dritter Auflage.

Peter Gülke ist seit 1995 Mitglied der Sächsischen Akademie der Künste, seit 1997 der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung, seit 2005 Mitglied der Bayerischen Akademie der Schönen Künste. 1995 erhielt er den Edison-Schallplattenpreis für die Gesamtaufnahme von Schrekers Irrelohe und den Sigmund Freud-Preis der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung, 1996 den Von der Heydt-Preis der Stadt Wuppertal, 1998 den Karl Vossler-Preis der Bayerischen Akademie der Künste. Im Jahre 2003 ernannte ihn die Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar zum Ehrensenator, 2006 zum Dr h. c.. Darüber hinaus ist Peter Gülke Dr. h. c. der Universität Bern (2004) und der Hochschule für Musik Carl Maria von Weber Dresden (2007).

Am 23. Januar 2015 ist Peter Gülke zum Chefdirigenten der Brandenburger Symphoniker ab Saison 2015/2016 berufen worden.

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